Sedlmayer, Helga : Die Fibeln vom Magdalensberg. Funde der Grabungsjahre 1948–2002 und Altfunde des 19. Jahrhunderts

(Landesmuseum Kärnten, Klagenfurt (AT) 2009)
Compte rendu par Kordula Gostencnik, Instrumentum, 2009-30, p. 42
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Helga Sedlmayer Die Fibeln vom Magdalensberg. Funde der Grabungsjahre 1948–2002 und Altfunde des 19. Jahrhunderts Archäologische Forschungen zu den Grabungen auf dem Magdalensberg 16; Kärntner Museumsschriften 79, redigiert von Gernot Piccottini, Klagenfurt 2009


 

Die Fibeln vom Magdalensberg sind ein seit vielen Jahren mit Spannung erwartetes Desiderat in der Fibelforschung. Beruhend auf jahrzehntelangen Vorarbeiten von Gertrud Moßler, welche die Fibeln bis in die 1980er Jahre berücksichtigten, konnte diesem Torso erst jetzt seine endgültige Gestalt verliehen werden, wobei aber die Auswertung des Gesamtmaterials in jegliche Richtung das alleinige Verdienst der Autorin darstellt.

 

   Die knappe Datierung der Stadt auf dem Magdalensberg von ca. 50 v. Chr. bis 50 n. Chr. und ihre Feinchronologie erlauben eine äußerst detaillierte Beobachtung der chronologischen und typologischen Entwicklung am Übergang von der späten La Tène-Zeit zur frührömischen Periode. Mit der nun vorliegenden Monographie ist eines der wichtigsten Referenzwerke für die Fibelforschung und für Fragen der Datierung in einer heiß diskutierten kulturhistorischen Epoche nicht nur im gesamten Ostalpenraum erarbeitet worden. Vorgelegt werden insgesamt 660 Einzelfunde (inklusive der Halbfabrikate, einem Modell und der Fehlgüsse) sowie 94 Fragmente von Fibelgussformen.

 

   Inhaltlich ist das Buch in acht große Abschnitte gegliedert. Auf die Einleitung im 1. Abschnitt folgen im 2. Abschnitt die typologische Auswertung der 97 Typen und Varianten sowie die Diskussion deren Chronologie und Verbreitung. Der 3. Abschnitt umfasst eine Auswertung der lokalen magdalensberger Fibelproduktion, im 4. Abschnitt folgt eine Erläuterung der Funde aus der Nekropole. Der 5. Abschnitt betrachtet die Fibelfunde des Magdalensberges auf dem Hintergrund der Parallelen aus Noricum und aus den benachbarten Regionen. Der 6. Abschnitt gibt eine kurze Zusammenfassung und eine abschließende Charakterisierung der wichtigsten Ergebnisse. Auf die Bibliographie und Sonstiges im 7. Abschnitt folgen im 8. Abschnitt der Katalog und die Tafeln, wobei der jeweiligen Tafel die Katalogeintragung mit den wichtigsten Hinweisen zum Verständnis der einzelnen Funde gegenübergestellt ist und so die Handhabung des Materials erleichtert wird. Den Schluss bilden fünf Tafeln mit Detailplänen zu den einzelnen ergrabenen Stadtbezirken sowie zwei Farbtafeln.

 

   Die Fibelproduktion selbst setzt in den Werkstätten vor Ort bereits in frühaugusteischer Zeit ein (Nauheim II.3/Isontino, geschweifte Fibeln Almgren 18a1 und 18a2, Doppelknopffibeln Almgren 236aa und 236a2) und umfasst neben den Drahtfibeln Kostrzewski M-a1/N-a diverse Varianten der Doppelknopffibel, Flügelfibel und kräftig profilierten Fibel sowie eine Fibel mit beißendem Tierkopf und vielleicht eine Tierfibel, wie aus Halbfabrikaten in Bronze respektive verschiedenen Kupferlegierungen sowie in Eisen, dem Modell für einen Doppelguss und den zahlreichen Gussformfragmenten hervorgeht. Insgesamt setzt sich das vorhandene Fibelspektrum aus einer Vielzahl an Typen zusammen, unter welchen die ostalpin-keltischen und oberitalischen respektive italischen Fibeln naturgemäß vorherrschen, gefolgt von gallischen, rätischen und sonstigen.

 

   Die Chronologie der Frühzeit des Magdalensberges, das heißt der Zeitansatz der Stadtgründung um 50 v. Chr., fand in jüngster Zeit eine vehemente Ablehnung und wurde in die Zeit der Okkupation Noricums um 15 v. Chr. verlegt. Zusammen mit den bisherigen Ergebnissen der Fund- und Befundanalyse kann durch die nunmehrige Vorlage der Fibeln und ihrer chronologischen Schwerpunkte diese versuchte „Nachjustierung“ von 60 Jahren Magdalensbergforschung neuerlich richtiggestellt werden. So liegen aus dem Zeithorizont von 100-50/40 v. Chr. insgesamt 11 Fibeltypen mit 24 Einzelfunden vor, aus der Periode ca. 50/40-30/20 v. Chr. 12 Typen mit 53 Einzelfunden, aus 30/20-10 v. Chr. 23 Typen mit 68 Einzelfunden, etc.; immerhin belegen die Verlustraten dieser Funde zum Teil eine sehr lange Tragezeit bzw. Ein erst spätes Einbringen in den Boden, weit über den Zeitraum ihres hauptsächlichen Umlaufs hinaus. Die diesbezüglichen Einzelheiten konnten in der detaillierten vertikal- und horizontalstratigraphischen Analyse der magdalensberger Fibeln erschöpfend behandelt werden. Man darf mit Neugier die Diskussion des vorgelegten Fundmaterials und seiner Ergebnisse in Fachkreisen erwarten!

 

Die gesamte Magdalensberg-Bibliographie bis zum Jahr 2008 ist im Internet abrufbar unter:

http://www.landesmuseum-ktn.at/Landesmuseen/Magdalensberg/Magdalensberg-Bibliographie-20081216.pdf